Der sechste und somit letzte Lauf der DMV BMW-Challenge 2023 fand am zweitletzten Oktoberwochenende auf der Formel 1-Strecke im niederländischen Zandvoort statt. Niklas, der seit Beginn der Saison die Wertung in der GTR2-Klasse mit seinem SCHIRRA-Mini anführt, benötigte lediglich eine Zielankunft, um den Meistertitel in der Klasse aus dem Vorjahr zu verteidigen.
Doch bis es so weit war, gab es einige Turbolenzen. Niklas, der zuvor noch nie auf dieser Strecke gefahren war, verzichtete am Freitagmorgen auf das freie Fahren, da es teilweise heftig regnete, für die Rennen dann allerdings trockene Bedingungen laut Wettervorhersage zu erwarten waren. Folglich ging es dann zum freien Training erstmals auf die Piste. Nach sechs Runden wurde Niklas mit der schwarzen Flagge an die Box gewunken, da der MINI mit 97 db deutlich lauter war als vom Reglement vorgeschrieben. „Wir wussten um diese Problematik und haben daher am Auspuff des MINIs speziell angefertigte Schalldämpfer montiert. Damit sind wir auch deutlich leiser als normal, aber die geforderten 94 db sind so nicht zu schaffen“, erläuterte ein „angefressener“ Niklas. Mit diesem Problem stand die Mannschaft um den Youngster nicht allein da. An diesem Wochenende wurden unzählige Fahrzeuge aus allen antretenden Serien aus dem Rennbetrieb genommen.
Sollte nun an diesem Problem die Titelverteidigung scheitern? Niklas‘ Mechaniker nahmen die Schalldämpfer noch einmal genauer unter die Lupe und stellten fest, dass die schallisolierenden Rohre nur punktweise und nicht durchgehend geschweißt waren. Entsprechend kann die Lautstärke an diesen winzigen Öffnungen dennoch ungehindert entweichen. Glücklicherweise befand sich beim Team in der Nachbarbox ein ausgebildeter Schweißer. Noch am späten Abend verschweißte dieser die besagten Öffnungen. Am nächsten Morgen zum Qualifying waren die Schalldämpfer, diesmal auch in einer anderen Position, wieder am MINI montiert. Das Zeittraining musste also zeigen, ob die Maßnahmen Erfolg hatten, entsprechend war die ganze Crew sehr angespannt.
Doch zuvor nahmen die technischen Kommissare den MINI ganz genau unter die Lupe. Offenbar zweifelten einige Konkurrenten an der richtigen Einstufung des MINIs in der GTR2-Klasse, da Niklas doch allzu oft diese Klasse souverän gewann. Doch wo die Kommissare auch ansetzten, alles im und am MINI entspricht dem Reglement und die Einstufung in der GTR2 und nicht in der leistungsstärkeren GTR1-Klasse ist korrekt.
Die Bedingungen im Zeittraining am Samstagvormittag waren nass. Am Ende reichte es für Niklas zum achten Gesamtrang und den dritten Platz in der GTR2-Klasse. „Ich bin an den Messpunkten, die die Lautstärke messen, immer schön vom Gas gegangen, denn wenn wir ein zweites Mal zu laut unterwegs gewesen wären, wäre der MINI von der Veranstaltung ausgeschlossen worden und eine Rennteilnahme unmöglich gewesen“, erklärte der 22-jährige vom ADAC Hessen-Thüringen geförderte Nachwuchspilot. „Es zählt jetzt nur, im Rennen ins Ziel zu kommen“. Der Dank gilt an dieser Stelle nochmals an Ingo Baum von Bissig Performance, der uneigennützig die erfolgreichen Schweißarbeiten an den Schalldämpfern vornahm.
Vor Beginn des ersten Rennens am Samstagnachmittag hatte es noch geregnet, doch die Strecke begann allmählich abzutrocknen. Zusammen mit dem Team entschied Niklas, auf der Vorderachse Slicks und auf der Hinterachse Regenreifen zu montieren. Eine zu konservative Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte, da die Strecke zu schnell abtrocknete und die Hinterreifen recht bald „ihren Geist” aufgaben. Ab der sechsten Runde kamen dann auch noch Zündaussetzer hinzu, die aus dem Ausfall einer der Benzinpumpen sowie einer losen Zündkerze resultierten. Entsprechend konnte Niklas im Rennen seine beiden direkten Kontrahenten in der GTR2-Klasse nicht ernsthaft angreifen. Dennoch genügte dem für den Starkenburger AMC Darmstadt startende Pilot der dritte Platz in der Klasse und Platz elf gesamt, um seinen Titel in der GTR2-Klasse der BMW-Challenge zu verteidigen.
Zum zweiten Rennen am Sonntagvormittag war die Strecke fast trocken, so dass die Reifenwahl keine Frage aufkommen ließ. Obwohl sich der junge Südhesse vom elften Gesamtrang auf den achten Platz verbessern konnte, war er mit dem Ergebnis am Ende nicht zufrieden. „Auch diesmal haben wir uns mit der Abstimmung vertan. Bevor die Strecke komplett abtrocknen konnte, setzte leichter Nieselregen ein, was generell mit Slicks kein Problem darstellt, doch mit der von uns gewählten Einstellung der Stabilisatoren an der Hinterachse, war ich nur damit beschäftigt, den MINI in langsamen Kurven auf der Strecke zu halten. Als dann das Rennen kurz nach der Hälfte wegen eines verunfallten Fahrzeugs abgebrochen wurde, hatte ich ohnehin keine Chance, weiter nach vorne zu fahren“, resümierte Niklas bei der Siegerehrung.
Doch wie im Vorjahr hat es auch in der Gesamtmeisterschaft nach DMSB-Reglement aller GTR-Klassen wieder zur Vize-Meisterschaft für Niklas gereicht. „Wir haben auf die Schnelle mal nachgerechnet. Niklas liegt punktgleich mit dem Niederländer Eric van den Munckhof aus der GTR1-Klasse auf Platz zwei. Allerdings hat Niklas mehr erste Plätze als Eric eingefahren. Somit konnte Niklas auch in dieser Meisterschaft seinen zweiten Platz aus dem Vorjahr verteidigen“, gibt Teamchef und Vater Bernd Koch zu Protokoll.
Wieder ist eine sehr erfolgreiche Saison für den gebürtigen Crumstädter vorüber gegangen. Doch wie es 2024 weitergeht, steht für Niklas noch in den Sternen. „Ich fühle mich eigentlich in der BMW Challenge und deren Umfeld sehr wohl, doch langsam wird es ein wenig eintönig, so Niklas. „Im Laufe der Saison habe ich einige Anfragen von anderen Teams bekommen, die mich gerne als Fahrer in ihren Rennboliden sehen würden. Ich bin selbst gespannt, wo ich 2024 ins Lenkrad greifen werde“, macht es Niklas spannend. „Nachdem ich Anfang Oktober auch meinen Motorsport-Instruktor auf dem Salzburgring gemacht habe, werde ich 2024 auch das ein oder andere Mal auch auf diese Art und Weise motorsportlich unterwegs sein. Bereits Ende Oktober habe ich auf dem Nürburgring schon meinen ersten Einsatz.“
„Zuvor möchte ich mich aber nochmals ausdrücklich bei all meinen Sponsoren bedanken, die diese Renneinsätze überhaupt erst möglich machen. Dank auch selbstverständlich an mein Team und meine Mechaniker, auf die ich mich immer verlassen kann, an SCHIRRA motoring und natürlich an meine Familie, die das Ganze organisiert und mir somit den Rücken freihält“, schließt Niklas das Motorsportjahr 2023 ab.