Riedstadt. Niklas Koch hat schon Dutzende Autorennen gefahren, viele davon gewonnen. Doch nun braucht der 22 Jahre alte Riedstädter eine neue Fahrerlaubnis. Nicht wegen des Umstiegs vom grünen Mini in einen gelben Porsche. Sondern wegen des Wechsels von den ihm bestens bekannten Rundkursen auf die wohl anspruchsvollste Rennstrecke der Welt.

Prüfung vor dem Saisonstart am 6./7. April

„Das war doch ein sehr eindrucksvolles Erlebnis“, berichtete Koch nach seinen ersten Runde auf der Nordschleife des Nürburgrings. Dort wird er die Langstreckenserie NLS bestreiten, die am Wochenende 6./7. April in ihre Saison startet. Voraussetzung für die Teilnahme an Rennen auf der Nordschleife ist aber eine spezielle Prüfung. Viel Theorie, vier Runden an der Seite eines Fahrinstruktors, dann acht Runden am Steuer des eigenen Wagens – so sah das Prüfungsprogramm am vergangenen Wochenende aus, nach dem der Riedstädter sagte: „Was mich beim Selbstfahren wirklich abgeholt hat, sind die Höhenunterschiede und die Geschwindigkeit.“

Da konnte er vorher noch so viele Runden am heimischen Simulator testen, das Live-Erlebnis war ungleich intensiver. Auf Brems- und Schaltpunkte fühlte er sich durch seine virtuellen Fahrten tatsächlich bestens vorbereitet. „Aber wenn du dann über die Originalstrecke fährst, ist das doch noch mal was anderes. Da ist es oft auch eine Mutfrage. Vom Simulator wusste ich: Die Stellen gehen voll. Aber bei der echten Fahrt sagt der Kopf: Geht doch noch nicht voll.“

In den ersten Rennen wird der Porsche gedrosselt

Zum Lernprozess gehört auch die Maßnahme, dass er in den ersten beiden Rennen seinen rund 400 PS starken Porsche Cayman GT4 nur mit gedrosselter Leistung fahren darf. Das wird also in jeder Hinsicht ein neues Fahrgefühl. „Ich will nicht sagen, dass die Zeit des Gewinnens vorbei ist, wir müssen uns aber erst einmal an die neue Serie gewöhnen“, sagt Koch, der sechs Jahre lang in der BMW-Challenge fuhr. Mit seinem gerne „Rennwürfel“ genannten Mini sorgte er nicht nur für optische Akzente, sondern fuhr auch viele Klassensiege und viermal in Folge den Titel in der GTR2-Klasse ein.

Unterstützt wurde er dabei auch vom Griesheimer Schirra-Team, das in früheren Jahren selbst mit Minis erfolgreich in der Langstreckenserie unterwegs war. Nun ist Koch Teil des in Maintal beheimateten Smyrlis Racing Teams, das seit 2007 existiert und seit 2014 Erfolge in der BMW-Challenge und auch auf dem Nürburgring einfährt. Im vergangenen Jahr auch einen Klassensieg beim legendären 24-Stunden-Rennen. Teamchef Ioannis Smyrlis sitzt selbst am Steuer und führt eine Liste von über 30 Piloten an, zu der nun auch Niklas Koch gehört, der sich in den vier bis sechs Stunden langen Rennen mit anderen Fahrern abwechseln wird.

Neben Talent braucht es im Motorsport auch viel Geld

„Das sind eine Serie und ein Auto, wo wir schon lange hinwollten“, sagt der vom ADAC Hessen-Thüringen geförderte Nachwuchsfahrer, der aber auch weiß: „Wir sind nun in einer neuen Liga angekommen, da gilt es erst einmal Fuß zu fassen.“ Er und sein Vater Bernd „wollten keine Jahresnummer, sondern eine langfristige Zusammenarbeit“. Angebote gab es auch andere, die waren aber wegen der Serie oder des Preises unpassend. Reichlich Geld braucht Koch auch in seinem neuen Team und ist froh, sich auf seine Sponsoren verlassen zu können.

Denn fahrerische Klasse alleine reicht im Motorsport so gut wie nie. „Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass nicht nur Talent und Fleiß zählen, sondern es auch Connections, Politik und Wirtschaft braucht“, sagt Koch, dessen Team sich die Box mit dem Team Manthey teilt, einem der erfolgreichsten Rennställe im internationalen Tourenwagensport. Auch eine gute Möglichkeit, Verbindungen zu knüpfen.

Sein grüner Mini, mit dem er in den letzten Jahren so erfolgreich unterwegs war, ruht derweil in der Garage des Schirra-Teams. „Sollte aus Grund X irgendwas passieren, haben wir das Auto als Plan B in der Hinterhand“, sagt Koch vor dem ersten von acht Renn-Wochenenden in der NLS. „Aber ich hoffe natürlich, dass wir Plan B nicht brauchen.“

Die Termine der NLS

Die Langstreckenserie NLS auf dem Nürburgring fährt an folgenden Terminen: 6. April: ADAC ACAS Cup 7. April: ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen 13./14. April: ADAC 24-Stunden-Qualifiers 22. Juni: ADAC Westfalenfahrt 3. August: 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen 19. Oktober: Adenauer ADAC-Rundstrecken-Trophy 16. November: ADAC Barbarossapreis.


Quelle: Darmstädter ECHO + Gross-Gerauer ECHO vom 30. März 2024